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Hey ihr Lieben!
Ich muss zu morgen so ein Referat über einen Text in unserem Lateinbuch halten (Buch: Litora; Text: Soll man sich politisch betätigen?)
Ich habe nun ereits die erste Seite übersetzt und komme nun mit dsen letzten Sätzen gar nicht mehr klar. Kann mir da vlt jemand helfen? Das würde mir wirklich mein Leben retten.
Also Satz Nr. 1 ist:
Res cum ita sint semperque essent, sapientis non est ad rem publicam accedere.
Satz Nr. 2:
Sapienti nulla causa fuit melior ad rem publicam adeudi quam cives ne improbis parerent, ne res publica ab illis laceraretur.
Meine Ansätze sind folgende:
zu 1.) Wenn die Sache immer so gewesen sein soll und immer so sein soll, ist sie nicht weise zu der öffentlichen Sache hingekommen.
zu 2.) leider absolut keinen Plan.
Ganz liebe Grüße und schon einmal Danke
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Also Satz Nr. 1:
Res cum ita sint semperque essent, sapientis non est ad rem publicam accedere.
Wenn die Lage immer so ist und immer so war, dann ist es nicht am Philosophen/Weisen eine politische Laufbahn einzuschlagen.
[rem publicam accedere heißt nach meinem Wörterbuch sowas wie "eine politische Laufbahn einschlagen"]
Satz Nr. 2:
Sapienti nulla causa fuit melior ad rem publicam adeu[n]di quam cives ne improbis parerent, ne res publica ab illis laceraretur.
Der Weise hatte keinen besseren Grund, eine politische Laufbahn einzuschlagen, als dass die Bürger eben nicht den Miesen gehorchten und dass der Staat auch nicht von diesen zu Grunde gerichtet wurde.
oder eleganter, inhaltlich fassbarer:
Der Weise brauchte schon früher nicht politisch tätig werden, weil die Bürger ohnehin nicht den Übelwollenden folgten geschweige denn der Staat durch diese zerstört wurde.
Ich hoffe diese Übersetzungen stimmen einigermaßen. Du muss dich aber damit abfinden, dass ich es nie ganz wörtlich mache.
Warum du die Sätze wahrscheinlich nicht verstehst:
Es gibt im Lateinischen so etwas sonderbare Konstruktion von "esse" mit bestimmten Kasus - Genitiv und Dativ.
Man versteht, wenn man soetwas wörtlich ins Deutsche das sogar noch ganz gut, wenn steht: "Sapientis est tacere." als "Zu schweigen ist des Weisen" soll heißen, dass der Weise die Eigenschaft hat, dass er gern oder pflichtgemäß oder oft schweigt. Das Schweigen ist dieser Aussage gemäß eine Eigenschaft des Weisen. Genauso wie das politische Amt eben nicht des Weisen ist - Satz 1. Der Weise würde nicht weise sein, wenn er politisch tätig würde.
(Hat aber nichts mit Satz 2 zu tun - nicht direkt: Ebenso mit einer Konstruktion mit Dativ: "Sapienti est tacere." als "Dem Weisen ist es zu schweigen." Man hört schon im Deutschen, dass der Weise ab jetzt also die Aufgabe hat, zu schweigen, dass er endlich Ruhe geben soll. Und so versteht man das auch im Lateinischen.)
In Satz 2 findet sich eine andere Konstruktion mit esse: Kann man wörtlich übersetzen: "Kein besser Grund daunddazu war dem Weisen." bedeutet, dass der Weise einfach keinen Grund hat, das und das zu tun. wenn es formal so ist <Nominativ> <finite Form von esse> <Dativ> dann kann man das oft so verstehen, dass die Person im Dativ das Ding im Nominativ besitzt, angehört...
Dann taucht in Satz 2 eine Form von adire auf: "adeundi" (wenn ich das korrekt ergänzt habe). Das ist, wie du wahrschienlich weißt, ein Gerundium - im Genitiv. Und sinngemäß und grammatisch bezogen auf die "causa". Ein Gerundium im Genitiv drückt immer/oft etwas zweckhaftes aus, eine finale Bedeutung bekommt das, was das Grundium für eine Tätigkeit beschreibt. Das ist also ein "Grund, um die politsche Laufbahn einzuschlagen".
Dann beinhaltet Satz 2 einen Vergleich: "nulla causa melior quam ...", was bedeutet, dass es "keinen besseren Grund als ..." gibt. Kombinationen aus einem Komparativ wie "melior" und "quam" vergleichen immer irgendwas mit irgendwas.
Kompliziert ist, dass jenes "irgendwas" aus dem Vergleich mit "ne" konstruiert ist. "ne" ist hier die Verneinung von "ut" als ein "dass nicht..." und drückt damit also einen Fakt aus, mit dem verglichen wird und diser Fakt ist ein negierter "dass"-Satz. Wenn man also wieder die Übersetzung des ganzen Satzes denkt: "Es gibt für den Weisen keinen besseren Grund als, dass nicht ...". Wenn das "ne" zweimal auftritt, wie hier, dann formuliert man im Deutschen oft mit "weder ... noch ...". Das ist so ähnlich wie wenn im Latein steht "neque... neque...".
"cives ne improbis parerent" -> dass die Bürger den Schlechten nicht gehorchten
"ne res publica ab illis laceraretur" -> dass der Staat von jenen (improbis) nicht zerstört wurde
Dass die Verben im Konjunktiv stehen, hängt von dem "ne" ab und man belässt es im Deutschen beim Indikativ.
Wenn man alles zusammenbaut, dann kommt man auf meine obige Übersetzung.
Ich hoffe es hilft...
totes-Integral
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