Isonumber-Theory und Jiang-Fkt < Zahlentheorie < Algebra+Zahlentheo. < Hochschule < Mathe < Vorhilfe
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Als ich mich über zahlentheoretische Themen informiert habe, bin ich auf interessante Artikel gestossen: ein gewisser Jiang Chun-Xuan soll unter anderem mit einem von ihm entwickelten "Werkzeug", der Jiang-Funktion, Hypothesen wie die von Riemann oder Goldbach, die Primzahlzwillingsvermutung, etc. bewiesen haben. (nebenbei noch Fermats letzten Satz, bevor dies Andrew Wiles geschafft hat)
Er arbeitet dabei am Institut von Ruggero Maria Santilli, und benutzt dessen "Isonumber theory". Auf Wikipedia (engl.) wird Santilli als Vertreter der "fringe science" bezeichnet (also der "Randwissenschaften" die von den "normalen" Wissenschaftlern eher als spekulativ und sehr hypothetisch gesehen werden).
Nun aber zu meiner Frage:
Da mich die oben genannten zahlentheoretischen Hypothesen sehr interessieren, würde ich gerne mehr über die angeblichen Beweise erfahren. Leider finde ich im Internet zu den Herren Jiang und Santilli, der Jiang-Funktion und der Isonumber-Theory, nur Seiten der Unterstützer Santillis, jedoch nie eine Auseinandersetzung der "Mainstream"-Wissenschaftler mit den Theorien Santillis. Hat sich hier schon einmal jemand mit diesen Theorien beschäftigt? Gibt es gute Literatur darüber, die einen Überblick über die Theorien verschaffen und sich KRITISCH mit ihnen auseinandersetzen?
Vielen Dank für eure Hilfe!
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.
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(Antwort) fertig | Datum: | 03:00 Di 02.03.2010 | Autor: | felixf |
Hallo!
> Als ich mich über zahlentheoretische Themen informiert
> habe, bin ich auf interessante Artikel gestossen: ein
> gewisser Jiang Chun-Xuan soll unter anderem mit einem von
> ihm entwickelten "Werkzeug", der Jiang-Funktion, Hypothesen
> wie die von Riemann oder Goldbach, die
> Primzahlzwillingsvermutung, etc. bewiesen haben. (nebenbei
> noch Fermats letzten Satz, bevor dies Andrew Wiles
> geschafft hat)
Es gibt ziemlich viele "Beweise" und "Gegenbeispiele" zu diesen Saetzen. Die meisten (bzw. alle, je nach Satz) sind jedoch die Zeit, die man zum Lesen benoetigt, nicht wert.
Diese "Beweise"/"Gegenbeispiele" zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie an den entscheidenen Stellen schwammig sind, irgendwelche unbewiesenen Behauptungen verwenden. Oft mit der Begruendung, dass sie sich vernuenftig anhoeren und deswegen stimmen muessen -- was aber mathematisch keinerlei Aussagekraft hat (z.B. scheint es auch offensichtlich, dass es keine drei Mengen $A, B, C [mm] \subseteq \IR^2$ [/mm] geben kann, deren disjunkte Vereinigung ganz [mm] $\IR^2$ [/mm] ist, aber fuer deren Raender [mm] $\partial [/mm] A = [mm] \partial [/mm] B = [mm] \partial [/mm] C$ gilt -- aber wenn man die Seen von Wada kennt weiss man dass solche Mengen sehr wohl existieren).
> Er arbeitet dabei am Institut von Ruggero Maria Santilli,
> und benutzt dessen "Isonumber theory". Auf Wikipedia
> (engl.) wird Santilli als Vertreter der "fringe science"
> bezeichnet (also der "Randwissenschaften" die von den
> "normalen" Wissenschaftlern eher als spekulativ und sehr
> hypothetisch gesehen werden).
Das kann man wohl sagen.
> Nun aber zu meiner Frage:
> Da mich die oben genannten zahlentheoretischen Hypothesen
> sehr interessieren, würde ich gerne mehr über die
> angeblichen Beweise erfahren. Leider finde ich im Internet
> zu den Herren Jiang und Santilli, der Jiang-Funktion und
> der Isonumber-Theory, nur Seiten der Unterstützer
> Santillis, jedoch nie eine Auseinandersetzung der
> "Mainstream"-Wissenschaftler mit den Theorien Santillis.
Das hat auch einen guten Grund. Ich habe gerade mal etwas in Jiangs Buch "FOUNDATIONS OF SANTILLI'S ISONUMBER THEORY " geschaut.
Versuch dir mal Definition 1.1 durchzulesen. Ich hab das mehrmals getan und hab immer noch keinen Schimmer was so eine isonumber eigentlich sein soll. (Mal abgesehen davon, die verwendete Notation ist oft grauenhaft. Normalerweise lernt man im 1. Semester wie man Dinge (nicht) aufschreiben sollte; dem Autor ist das wohl fremd.)
Das hat zwei moegliche Gruende:
1) das Konzept ist toll, aber der Autor ist nicht in der Lage, es zu vermitteln;
2) das Konzept funktioniert nicht und der Autor will das (unwissentlich?) verstecken.
> Hat sich hier schon einmal jemand mit diesen Theorien
> beschäftigt? Gibt es gute Literatur darüber, die einen
> Überblick über die Theorien verschaffen und sich KRITISCH
> mit ihnen auseinandersetzen?
Solange die Verfechter der Theorie nicht in der Lage sind, diese so zu schildern dass man versuchen kann sie nachzuvollziehen, ist es nicht verwunderlich wenn es keine (oeffentliche) kritische Auseinandersetzung damit gibt.
Wenn es irgendwo etwas vernuenftiges zum Thema isonumbers gibt wuerd ich's wohl nochmal anschauen. Aber vorerst wuerde ich sagen, das Thema ist nicht ernstzunehmen.
LG Felix
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 09:41 Di 02.03.2010 | Autor: | SEcki |
> > Nun aber zu meiner Frage:
> > Da mich die oben genannten zahlentheoretischen
> Hypothesen
> > sehr interessieren, würde ich gerne mehr über die
> > angeblichen Beweise erfahren. Leider finde ich im Internet
> > zu den Herren Jiang und Santilli, der Jiang-Funktion und
> > der Isonumber-Theory, nur Seiten der Unterstützer
> > Santillis, jedoch nie eine Auseinandersetzung der
> > "Mainstream"-Wissenschaftler mit den Theorien Santillis.
>
> Das hat auch einen guten Grund. Ich habe gerade mal etwas
> in Jiangs Buch "FOUNDATIONS OF SANTILLI'S ISONUMBER THEORY "
> geschaut.
Bah, und jetzt hab ich da auch reingeschaut! Ziemlich wirr, und vor allem sehr, sehr viel Lob für Santelli. Es steht auch irgendwo etwas von "to bring light into the world of science", was sich mehr nach einem religiösen Kreuzzug anhört.
Zur Auseinandersetzung: es kostet meist zu viel Zeit und Mühe, dass zu tun. Diese Leute beharren unbeirrt auf ihren Tatsachen und sind sehr störrisch - eben religiös fanatisch. Da gibt es einiges im Internet. Eine gewisse "Auseinadersetzung" gibt es durch das arXive: die Moderatoren dort stecken "Unsinn" nach general mathematics/physics etc pp ... sämtliche Paper von Santelli sind in general physics, btw.
> Versuch dir mal Definition 1.1 durchzulesen. Ich hab das
> mehrmals getan und hab immer noch keinen Schimmer was so
> eine isonumber eigentlich sein soll.
Ja, alles sehr schwammig, das Vorowrt ist viel zu lang. Neue Zahlen? Aha ...
SEcki
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 10:11 Di 02.03.2010 | Autor: | felixf |
Moin!
> > > Nun aber zu meiner Frage:
> > > Da mich die oben genannten zahlentheoretischen
> > Hypothesen
> > > sehr interessieren, würde ich gerne mehr über die
> > > angeblichen Beweise erfahren. Leider finde ich im Internet
> > > zu den Herren Jiang und Santilli, der Jiang-Funktion und
> > > der Isonumber-Theory, nur Seiten der Unterstützer
> > > Santillis, jedoch nie eine Auseinandersetzung der
> > > "Mainstream"-Wissenschaftler mit den Theorien Santillis.
> >
> > Das hat auch einen guten Grund. Ich habe gerade mal etwas
> > in Jiangs Buch "FOUNDATIONS OF SANTILLI'S ISONUMBER THEORY "
> > geschaut.
>
> Bah, und jetzt hab ich da auch reingeschaut!
Hihi :)
> Ziemlich wirr,
> und vor allem sehr, sehr viel Lob für Santelli. Es steht
> auch irgendwo etwas von "to bring light into the world of
> science", was sich mehr nach einem religiösen Kreuzzug
> anhört.
Ja... Das kann man wohl sagen. Das Institut an dem derjenige forscht gehoert ja auch dem Herrn Santelli.
Mir scheint das Buch auch eine ziemliche Ansammlung von "iso" zu sein. Es wird ueberall verwendet, wie man so schoen sagen wuerde, "ohne Sinn und Verstand". Und vor allem, ohne jeweils zu sagen was es bedeuten soll.
Das Problem mit solchen "religioesen Kaempfern" ist, dass sie meist voellig von ihren "Theorien" ueberzeugt sind und man mit ihnen nicht wirklich sachlich ueber das Thema diskutieren kann. Insbesondere Widersprueche und logische Ungenauigkeiten werden abgestritten, und einem wird vorgeworfen die Wahrheit zu verkennen bzw. zu unterdruecken.
Boese gesprochen, das ist in etwa so wie mit den Zeugen Jehovas ueber die Bibel zu diskutieren
> > Versuch dir mal Definition 1.1 durchzulesen. Ich hab das
> > mehrmals getan und hab immer noch keinen Schimmer was so
> > eine isonumber eigentlich sein soll.
>
> Ja, alles sehr schwammig, das Vorowrt ist viel zu lang.
> Neue Zahlen? Aha ...
Neue Zahlen an sich sind ja ok, es gibt ja z.B. auch die hyperreellen Zahlen. Das ist jedoch ein Konstrukt, was akzeptiert ist und auf logisch festen Beinen steht. Ganz im Gegensatz zu den Isozahlen.
LG Felix
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 12:52 Di 02.03.2010 | Autor: | SEcki |
> > Ja, alles sehr schwammig, das Vorowrt ist viel zu lang.
> > Neue Zahlen? Aha ...
>
> Neue Zahlen an sich sind ja ok, es gibt ja z.B. auch die
> hyperreellen Zahlen.
Wobei ich hier heftig widersprechen würde! Ich habe schon in Bücher zur Non-standard Analysis geschaut. Und ich habe auch mal in intutionistische Logik reingeschnuppert. Beiden ist gemein, dass sie die Mainstream-Mathematik eben gewissermaßen akzeptieren - sie nehmen sie als gegeben hin, und versuchen einen anderen Weg zu gehen, der im Vergleich besser ist/sein mag - oder es einfach nur interessant ist einen anderen Weg zu gehn. Ich kann zB verstehen, warum man lieber konstruktive Beweise akzeptieren möchte - sie geben einen ein Konstruktionsverfahren mit, was per se recht praktisch ist. (Jedenfalls ist es jetzt so, Grabenkriege der 1920er zu diesem Thema interssieren mich nicht so sehr, wenn es sie denn gab. Die meisten Logiker, die ich kenne, akzeptieren, dass es dieses "Standardmodell" gibt und erforschen eben andere, was vielleicht nicht mein "cup of tea" ist, aber ich vollends für richtig halte)
Bei der NonStdAna ist es sogar so, dass Robinson penlich genau darauf gachtet hat, dass die "alten" Zahlen in seinem Modell erhalten bleiben und er eine echte Zahlerweiterung betreibt. Hier werden alten Zahlen neue hinzugefügt - und nicht das alte Zahlenmodell für falsch erklärt und ein neues, richtiges (nicht anders, sondern richtig) erstellt.
Die Qualität ist eben eine andere - im Vorwort des Textes wird der MAthematik und den Physikern vorgeworfen, sie hätten jahrhundertelang eine falsche Mathematik gemacht, und jetzt käme die Revolution. Das kaufe ich keinem ab ohne logisch stringente Beweise - und erstmal zeigen, was an unserer alten Mathematik denn so schlecht war/ist.
SEcki
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Danke euch beiden für eure Antworten.
Auch ich hatte diesen Artikel von Jiang auch gefunden, und bin nun froh, dass nicht nur ich ihn völlig unverständlich finde.
Auch war mir eigentlich an sich klar, dass sich hinter den Ideen Stanellis/Jiangs wohl nichts relevantes verbirgt, denn sollte nur einer der Beweise, die zB Jiang behauptet erbracht zu haben stimmen, wäre das ja wohl auf Ressonanz gestossen und ein ziemlicher Durchbruch.
Es ist mir auch völlig klar, dass man als Wissenschaftler, der diese Theorien ablehnt, nicht viel darüber schreibt. Zum einen ist es wohl wirklich eine Zeitverschwendung, zum anderen will man ja auch keine Plattform bieten.
Für mich als Studierender ergibt sich nur folgendes Problem im Allgemeinen:
Ich finde im Internet Paper, Artikel, Bücher zu Themen die mich interessieren. Die Aussagen darin sind aber ziemlich unverständlich und ich kann wenig damit anfangen (wie hier geschehen ;) ).
Versuche ich mich weiter damit zu befassen, finde ich jede Menge Lob und zugrundeliegender und darauf aufbauender Artikel (wie hier vom Sarellis Anhängern), jedoch nichts kritisches dazu, da es ja (zurecht) ignoriert wird.
Wie kann ich dann sehen, wie viel Wahrheit in diesen von mir gefundenen Informationen steckt? Klar klingen sie wirr, und unverständlich, aber ich gebe zu, dass ist mir auch schon bei zweifelsfrei anerkannten Büchern und Skripten passiert :)
Gerade bei Referaten und Arbeiten sucht man ja zu konkreten Themen Informationen. Wenn ich nun einen angeblichen Beweis in Händen halte, den ich weder nachvollziehen noch widerlegen kann, der entweder nur gelobt oder ignoriert jedoch nicht widerlegt wird, habe ich also meine Schwierigkeiten.
Habt ihr diesbezüglich Tipps für mich?
Vielleicht bin ich hier zu genau, und mache mir unnötig Gedanken und sollte wahrscheinlich echt einfach die oben genannten Theorien ignorieren. Ich finde es aber komisch, zu wissen, es gibt Paper mit Beweisen zu einem Thema, und weiss aber nicht was dagegen spricht, erwähne es aber trotzdem nicht.
Hier geht es mir zum Beispiel so: gäbe es Artikel, die sagen die "Isonumber Theory" ist falsch/hat ihre Hacken in folgenden Punkten, hätte ich zumindest einen Ansatzpunkt oder eine seriöse Quelle, die ich angeben könnte um meine Zweifel zu begründen. Zu sagen, es ist verwirrend und ich verstehe es nicht, daher gibt es keinen Beweis, scheint mir ein wenig zu einfach.
Wisst ihr was ich meine?
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(Antwort) fertig | Datum: | 15:28 Di 02.03.2010 | Autor: | SEcki |
> Wie kann ich dann sehen, wie viel Wahrheit in diesen von
> mir gefundenen Informationen steckt? Klar klingen sie wirr,
> und unverständlich, aber ich gebe zu, dass ist mir auch
> schon bei zweifelsfrei anerkannten Büchern und Skripten
> passiert :)
Recherche halt. Man kann bei Wikipedia reinschauen - und sehen, dass die Quellen am Rande stehen. Man kann bei arXive reinschauen und sehen, dass die Leute immer nach general physics/mathematics etc pp verschoben wurden. Man kann andere Leute fragen (hier, an der Uni, seinen Prof.). Im Wesentlichen mache ich es ein bisschen wie "Beweis durch Authorität": ich traue den Professoren, die mich bisher gelehrt haben. Dann traue ich dne Doktoranten und Mitarbeitern von ihnen. Dann traue ich auch Leuten, die mit ihnen Artikel geschrieben haben/Doktorvater waren. Und auch den Arbeiten, denen sie vertrauen, weil sie sich damit beschäftigt haben. Auf der anderen Seiten sind viele Sachen davon einfach nur Unsinn, wie man an dreiseitgen "Beweisen" eiens größeren Problems erkennen kann, wenn man will.
> Habt ihr diesbezüglich Tipps für mich?
Siehe oben.
> Hier geht es mir zum Beispiel so: gäbe es Artikel, die
> sagen die "Isonumber Theory" ist falsch/hat ihre Hacken in
> folgenden Punkten, hätte ich zumindest einen Ansatzpunkt
> oder eine seriöse Quelle, die ich angeben könnte um meine
> Zweifel zu begründen.
Aber - Zweifel woran? Diese Isonumber Theory ist doch erstmal in der Beweispflicht.
> Zu sagen, es ist verwirrend und ich
> verstehe es nicht, daher gibt es keinen Beweis, scheint mir
> ein wenig zu einfach.
Also kann ich dir alles verkaufen, wenn ich es nur verwirrend genug aufschreibe? Eigentlich geht es darum, seine Beweise und Ideen für alle anderen Mathematiker verständlich aufzuschreiben - das ist das Ziel. Natürlich haben auch seriöse Paper oft Fehler und Ungenauigkeiten - aber das Ziel ist es, diese zu beseitgen. Nicht sie zu lassen, damit man recht behält.
SEcki
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Danke für eure Hinweise :)
Und die Links sind echt klasse ;)
Ähm, da ich noch recht neu bin ... muss ich die Frage endgültig als beantwortet erklären, wenn ich mit euren Antworten zufrieden bin oder wie geschieht das? :)
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