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Catull Carmen 75: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 16:54 Mi 06.10.2004
Autor: mia7887

Ich hätte gerne einen Interpretation von Catulls *Carmen 75*, wär supi wenn jemand sowas hätte

        
Bezug
Catull Carmen 75: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 18:04 Mi 06.10.2004
Autor: Youri

Hallo Mia -

willkommen in der Vorhilfe!

Also: leider habe ich selbst keine Kenntnisse über Carmen 75...
aber ein wenig googlen bringt zumindest eine kurze Zusammenfassung - noch dazu aus "Lehrersicht":


"Seine Verzweiflung über diesen Zustand beschreibt er in carmen 75. Sein Herz ist gebrochen. Auch hier wird der Zwiespalt thematisiert: Er ist nicht mehr in der Lage, Wohlwollen ihr gegenüber zu zeigen, auch wenn sie sich verändern würde. Andererseits bekommt er trotzdem seine Gefühle nicht in den Griff. Lesbia könnte noch viel schlimmere Dinge tun als jetzt, trotzdem bliebe er ihr verfallen. Die Schuld für diesen Zustand schreibt er zunächst wieder Lesbia zu, als aktives zerstörerisches Element nennt er jedoch officio suo, sein eigenes Pflichtgefühl, das sein Herz zugrunde gerichtet habe. Bitterer kann man m.E. das Bewusstsein eigenen Versagens kaum noch ausdrücken als durch derartige Schuldzuweisung, die viel stärker seinem eigenen Verhalten als Lesbia gilt."

und:

"Die carmina 70 und 75 eigenen sich eher für getrennte Interpretationen, aus denen man im abschließenden Vergleich Folgerungen ableiten kann. Das erste Distichon von carmen 70 entspricht inhaltlich dem Eingangsdistichon aus carmen 72, welches Catull nach Lesbias Treuebruch zum Anlass nahm, die Entwicklung seiens gespaltenen Verhältnisses zu ihr zu beschreiben. Auch hier wirkt die Schilderung zunächst zuversichtlich, ja sogar glückverheißend: Sogar Jupiter, das Höchste, was eine Frau erstreben kann, sticht ihn bei seiner mulier nicht aus. Durch den Beginn mit nulli erzeugt Catull zwar zunächst Spannung, löst diese aber zu Beginn des zweiten Verses mit quam mihi umso wirkungsvoller auf. Mit der vierfachen Alliteration mulier - mea - malle - mihi und  indem er die mulier ‘mea’ nennt betont er die starke Bindung in ihrer Beziehung. Aber im zweiten Distichon folgt hier mit sed schon die Einschränkung: Catull kommentiert in diesem carmen die Ausgangssituation sofort. Er macht den zuversichtlichen Klang zunichte und zeigt einerseits seine Resignation, darüberhinaus aber auch seine Erfahrung. Catull nennt die Frau mulier (vv.1,3), wodurch der geschlechtliche Aspekt betont wird.34 Seine Aussage basiert auf allgemeiner Erkenntnis und soll gleichzeitig eine Warnung an alle Männer sein. Indem er im zweiten Distichon auf das Attribut mea verzichtet, entsteht ein Gefühl der Distanz und der Kälte, welches durch den Vergleich mit Wind und Wasser noch verstärkt wird. Von dieser eher objektiv wirkenden Beurteilung von Lesbia als mulier, bei der eine persönliche Betroffenheit Catulls gar nicht deutlich wird, kommen wir nun zu einer offenen Anschuldigung in carmen 75. Gleich im ersten Vers belädt er Lesbia förmlich mit Schuld, indem er ihre culpa nicht nur nennt, sondern Lesbia damit umgibt: mea Lesbia wird von tua ... culpa eingerahmt. Doch im zweiten Vers nimmt er die schwerere Schuld auf sich: Lesbia hat zwar sein Herz aus der Bahn gebracht, zugrundegerichtet hat er sich aber selbst, und zwar officio suo. Seine Liebesauffassung, die ja offensichtlich von der seiner Zeitgenossen abweicht, nämlich die Betrachtung einer Beziehung als foedus mit seinen Rechten und Pflichten,35 ist die eigentliche Ursache für sein Unglück. Lesbia dagegen ist nur der Anlass. Das Dilemma, in das er geraten ist, beschreibt Catull nun im zweiten Distichon: Wie in carmen 72 unterscheidet er zwischen bene velle (v.3) und amare (v.4), wobei er sich im Gegensatz zu seinen Äußerungen in carmen 72 (bene velle minus) zu wohlwollen ihr gegenüber unter keinen Umständen mehr (si optuma fias, v.3) in der Lage sieht, demgegenüber wie in carmen 72 trotzdem nicht aufhören kann sie zu lieben, auch wenn sie ihn noch mehr verletzen würde (omnia si facias, v.4). Während er in carmen 72 seine Entwicklung und deren Ergebnis noch einigermaßen plausibel beschreiben konnte, wird hier nur noch krass die Ausweglosigkeit seiner Situation geschildert. „Jedes Selbstwertgefühl scheint hier geschwunden, heilloser ausgeliefert an eine widersinnige Leidenschaft könnte man sich nicht schildern.“36 Was ergibt nun ein Vergleich der beiden carmina? In carmen 70 scheint es Catull zu gelingen, Lesbias Äußerungen nicht so ernst zu nehmen, man spürt zumindest nichts von seiner Verfallenheit ihr gegenüber. Letztere wird dagegen umso deutlicher in carmen 75, wo Catull sich eingesteht, dass er sich von ihr nicht mehr lösen kann. Dies könnte zu der Annahme führen, dass die beiden Gedicht sich widersprechen. Vergleicht man sie aber mit Catulls Versuch, sich von ihr zu lösen, in carmen 76, wo er zuerst logische Argumente bringt und sich schließlich doch eingesteht, dass er die Trennung aus sich selbst heraus nicht schaffen wird, klärt sich der Widerspruch und wir haben in carmen 70 einen Lösungsversuch Catulls, in carmen 75 dagegen ein Eingeständnis seiner Hilflosigkeit."

Beide Texte sind entnommen aus:
[]Enttäuschte Liebe - Eine Unterrichtssequenz zur Erprobung der Methode „Lernen durch Lehren“ als Element einer Unterrichtsreihe zu den carmina Catulls in einer Klasse 11

Vielleicht hilft Dir das schon ein bisschen...

Lieben Gruß,
Andrea.

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