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Bipolare Welt: Frage (reagiert)
Status: (Frage) reagiert/warte auf Reaktion Status 
Datum: 21:12 Sa 23.05.2009
Autor: Dinker

Guten Abend

Ich suche eine Übersicht, wo die Weltanschauungen der beiden Welten aufgelistet, vielleicht sogar gegenübergestellt werden.
Kann mir da jemand helfen?

Vielen Dank
Gruss Dinker

        
Bezug
Bipolare Welt: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 22:19 Sa 23.05.2009
Autor: leduart

Hallo
welche Welt ist bipolar? Was sind die 2 Welten?
Gruss leduart

Bezug
                
Bezug
Bipolare Welt: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 15:07 So 24.05.2009
Autor: Dinker

Den Ost- Westkonflikt wird auch unter dem Stichwort Bipolare Welt aufgeführt

Bezug
                        
Bezug
Bipolare Welt: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 15:59 So 24.05.2009
Autor: Josef

Hallo Dinker,

Phasen der Ost-West-Konfrontation und -Kooperation

Konstituierung des Konflikts
Die Grundlagen des bipolaren Systems entstanden bereits 1917 mit der Machtübernahme der Kommunisten in Russland, die 1922 die UdSSR gründeten und ihren Anspruch auf eine „Weltrevolution“ ideologisch begründeten. Erfolglos intervenierten zwischen 1918 und 1920 westliche Länder gegen Sowjetrussland (Bürgerkrieg in Russland). Die Vereinigten Staaten verweigerten bis 1933 die Anerkennung des neuen Staates.
Im Zweiten Weltkrieg kämpften die USA und die UdSSR gemeinsam gegen Deutschland. Im November 1943 befestigte die Konferenz in Teheran die Anti-Hitler-Allianz. Die Konferenz von Jalta entschied im Februar 1945 über die Zweiteilung Europas und legte die Einflusssphären der UdSSR und der USA fest.
Die UdSSR etablierte in den von der „Roten Armee“ befreiten osteuropäischen Ländern und Gebieten prosowjetische, kommunistische Regierungen.
Während Präsident FRANKLIN D. ROOSEVELT noch an der Kooperation mit der Sowjetunion festhielt, schwenkte sein Nachfolger HARRY S. TRUMAN (1884–1972) allmählich auf einen antisowjetischen Kurs um. Gestützt auf die wirtschaftliche Überlegenheit und das seit August 1945 errichtete Atomwaffenmonopol erstrebte er ein freies, vereintes Europa unter amerikanischer Führung. Bereits auf der Potsdamer Konferenz konnte nicht für alle auf der Tagesordnung stehenden Probleme (z. B. für die Reparationsfrage) ein Konsens gefunden werden. Auf der Basis vieler nicht gelöster Probleme vollzog sich der Konflikt in der Nachkriegszeit. Der Konflikt entfaltete sich als Interessenkonflikt zweier kontradiktorischer Systeme im

    * militärisch-politischen,
    * wirtschaftlichen,
    * kulturellen und
    * sportlichen Bereich.

Er entwickelte sich als machtpolitischer Gegensatz (Bipolarität), weil beide Pole ihr Gesellschaftsmodell universal durchzusetzen versuchten. Typisch für den wellenartigen Werdegang des Konflikts war der Wechsel von Phasen der Konfrontation mit denen der Kooperation.



1. Phase 1945 bis 1947: Trotz der Errichtung eines Atombombemonopols durch die USA und dem ersten Atombombeneinsatz in Hiroshima und Nagasaki kooperierten die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs noch in der UNO und im Alliierten Kontrollrat in Berlin. Ergebnisse der Kooperation waren 1947 die Pariser Friedensverträge mit

    * Italien,
    * Ungarn,
    * Bulgarien und
    * Finnland,
    * die Auflösung des Staates Preußen sowie
    * die Nürnberger Prozesse zur Bestrafung von Kriegsschuldigen und
    * die Entnazifizierung in den Besatzungszonen Deutschlands.



2. Phase 1947 bis 1957: Es kam zum Ausbruch des Kalten Krieges. Den sowjetischen Versuchen einer Unterstützung „volksdemokratischer“ Kräfte in anderen Teilen Europas (Griechenland, Türkei) setzten die USA das Konzept der Eindämmung entgegen. Angesichts der befürchteten sowjetischen Expansion formulierte 1947 der US-Präsident die Trumandoktrin. Er beschwor die Bedrohung der „freien Welt“ durch den Kommunismus. Im Kongress und in der Öffentlichkeit mobilisierte TRUMAN die politische und finanzielle Unterstützung für Griechenland und die Türkei. Die „Besitzstandssicherung“ gewann auch hinsichtlich der deutschen Frage allmählich die Priorität vor der Einheit.



Als nächste Maßnahme folgte 1947 der Marshallplan, der allen europäischen Staaten finanzielle Hilfe zum Wiederaufbau der im Kriege zerstörten Wirtschaft anbot (Europäisches Wiederaufbauprogramm). Die Sowjetunion und die von ihr abhängigen Staaten lehnten wegen der politischen Rahmenbedingungen die Hilfe ab. Sie nahmen Kurs auf eine engere Zusammenarbeit untereinander (Ostblock).
Im Januar 1949 entstand auf Beschluss einer Wirtschaftsberatung von Vertretern der UdSSR, Bulgariens, Ungarns, Rumäniens und der Tschechoslowakei in Moskau der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, engl:. Comecon).
In Westdeutschland vereinigten sich die amerikanische und die britische Zone 1947 zunächst wirtschaftlich zur Bizone, die 1949 mit der französische Zone zur Trizone erweitert wurde. Die Durchführung einer Währungsreform in den Westzonen und den Westsektoren von Berlin beantwortete die Sowjetunion mit der Berliner Blockade (24. Juni 1948–12. Mai 1949), dem ersten Höhepunkt des Ost-West-Konfliktes. Der vergebliche sowjetische Versuch, mit Hilfe der Blockade die Berlin-Frage in ihrem Sinne zu lösen, beförderte die Vorbereitungen für die Gründung eines deutschen Weststaates. Am 1. September 1948 trat erstmals der Parlamentarische Rat zusammen, ein Gremium von 65 Abgeordneten aus den Landtagen der Westzonen.



Die Sowjetunion zog in der Ausgestaltung des Ostblocks sofort nach. Sie erlaubte dem auf dem 3. Deutschen Volkskongress geschaffenen Deutschen Volksrat, eine ostdeutsche Staatsgründung vorzubereiten. Im Mai 1949 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft gesetzt. Im Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik gegründet.
Auf Initiative der USA entstand 1949 das westliche Verteidigungsbündnis NATO (North Atlantic Treaty Organization: Nordatlantikpakt, Bild 1 und 2). Dem 1949 in Moskau geschaffenen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe traten Albanien und die DDR 1950 als Mitglied bei. Mit der Zündung der ersten sowjetischen Atombombe im Jahre 1949 wurde das amerikanische Bombenmonopol gebrochen. In China siegten nach dem legendären „langen Marsch“ die Bauernarmeen unter Führung der KPCh. Die USA erkannten die neue chinesische Regierung nicht an. Der Platz in der UNO wurde Peking verweigert, obwohl der neuen chinesischen Regierung an einem guten Verhältnis zu den USA als Gegengewicht zur UdSSR gelegen war. 1953/54 zündeten die USA und die UdSSR ihre ersten Wasserstoffbomben. Das sich abzeichnende politisch-militärische Kräftegleichgewicht erlaubte nach dem Tod JOSIF W. STALINs im März 1953 trotz des Aufruhrs vom 17. Juni in der DDR (Video 1 und 2) eine erste Entspannungswelle, in deren Ergebnis es im Koreakrieg zum Waffenstillstand, 1954 zur Berliner Außenministerkonferenz sowie 1955 zum Abschluss des Staatsvertrages mit Österreich kam.
Mit der Aufnahme der Bundesrepublik in die NATO (Bild 3) im Jahre 1955 und der Einbeziehung der DDR in den vom Ostblock zur gleichen Zeit gegründeten Warschauer Pakt wurde über den militärischen Status der beiden deutschen Staaten entschieden.

3. Phase 1957 bis 1962: 1957 gelang der Sowjetunion der Start des Sputnik und 1961 der erste bemannte Weltraumflug (JURIJ GAGARIN). Sowjetische Raketen konnten von nun an amerikanisches Territorium erreichen. Ein „Gleichgewicht des Schreckens“ etablierte sich. Die beiden Blöcke standen sich auf einer jeweils konsolidierten Basis gegenüber, was die NATO mit einer Veränderung ihrer Militärstrategie verband. Die Strategie des massive response (massive Vergeltung) wurde aufgegeben. An ihre Stelle trat die Strategie der flexible response (flexible Vergeltung). Auch angeregt durch den Plan des polnischen Außenministers ADAM RAPACKI, in Mitteleuropa eine atomwaffenfreie Zone zu schaffen, begannen Gespräche über Rüstungskontrolle, die mit dem Kernwaffenteststoppabkommen 1963 einen ersten Erfolg haben sollten.
Mit dem Berlin-Ultimatum 1958 erzwang NIKITA S. CHRUSCHTSCHOW eine Reihe von Konferenzen, die allerdings zu keiner Verhandlungslösung in der Berlin-Krise führten. Jedoch trugen sie dazu bei, dass sich die Grenzschließung und der Mauerbau in Berlin 1961 im Ergebnis eines auf mittlerer diplomatischer Ebene ausgehandelten historischen Kompromisses zwischen der UdSSR und den USA vollziehen konnte. So unschön und problematisch diese Art der Krisenregulierung auch war, sie trug zur Festigung der militärisch-politischen Balance in Europa bei.

4. Phase 1962 bis 1975: Im Oktober 1962 kam es im Rahmen der Karibik-Krise zu einer außerordentlichen Zuspitzung der Lage. Die Sowjetunion hatte auf Kuba Atomraketen stationiert, worauf JOHN F. KENNEDY mit einem atomaren Schlag drohte.
Letztlich zog CHRUSCHTSCHOW die Raketen gegen die Zusicherung der USA zurück, Kuba nicht zu besetzen. Um künftig Fehlreaktionen zu vermeiden, wurde ein „rotes Telefon“, eine telefonische Direktverbindung zwischen Weißen Haus und Kreml installiert („Heißer Draht“).
Der Nachfolger KENNEDYs, LYNDON B. JOHNSON, eskalierte den Krieg in Vietnam, der sich zum größten Krieg der sechziger Jahre ausweiten sollte und der große Opfer forderte. 1968 begannen in Paris Friedensgespräche. Im gleichen Jahre kam es zum NON-Proliferation-Vertrag für Atomwaffen, der die Weiterverbreitung von Atomwaffen verhindern sollte. Die Supermächte begannen zur gleichen Zeit Gespräche über die Begrenzung strategischer Waffen (MBFR). Im Ergebnis von Viermächteverhandlungen über Berlin kam es 1971 zum Vierseitigen Abkommen, das den langjährigen Konfliktherd nachhaltig entschärfte. Die ersten erfolgreichen Rüstungsverhandlungen führten 1972 zur Unterzeichnung des Abkommens zur Begrenzung von land- und seegestützten Interkontinentalraketen ( SALT I). Ebenso wurde die Zahl der Antiraketensysteme begrenzt (ABM-Vertrag). 1973 wurden beide deutsche Staaten Mitglieder der UNO, nachdem die DDR im Zeichen der Entspannung weltweit völkerrechtlich anerkannt worden war und beide deutsche Staaten ihre Beziehungen normalisiert hatten (Grundlagenvertrag). Die mehrjährigen Vorbereitungen zu einer Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) führten 1975 zum Erfolg. In Helsinki wurde eine Schlussakte vereinbart, die eine Absichtserklärung darstellte und nicht als bindender Vertrag betrachtet wurde. Es wurde beschlossen, die nächste Konferenz in Belgrad durchzuführen. Weitere Konferenzen fanden statt. Aus einer Konferenz entwickelte sich so eine ganze Folge von Konferenzen und schließlich eine Organisation (OSZE). 1975 endete der Vietnamkrieg.



5. Phase 1976 bis 1987: Die Spannungen gewannen die Oberhand gegenüber der Kooperation. Die Abrüstungsverhandlungen (MBFR, SALT II und die KSZE-Folgetreffen) kamen nicht vom Fleck. Mit der Aufstellung von „SS 20“-Raketen (Mittelstreckenraketen) in Europa durch die UdSSR und politisch-militärische Interventionen in Angola und Afghanistan sah der Westen die bisherige Balance zwischen Ost und West gefährdet. Die NATO beschuldigte den Warschauer Vertrag, insbesondere im konventionellen Bereich die Parität zu gefährden. In einer vielbeachteten Rede im Londoner Institute für Strategic Studies Studies forderte 1977 Bundeskanzler HELMUT SCHMIDT (* 1918) Gegenmaßnahmen des Westens. Die Außen- und Verteidigungsminister der NATO-Mitgliedstaaten fassten in diesem Sinne am 12. Dezember 1979 in Brüssel den NATO-Doppelbeschluss. Zum Zwecke der Wiederherstellung des bedrohten Gleichgewichts sollten diesem Beschluss zufolge 572 amerikanische Mittelstreckenraketen (Pershing II und Cruise Missiles, Bild 4) in Westeuropa stationiert werden. Zur gleichen Zeit bot die NATO der UdSSR Verhandlungen mit dem Ziel an, die Mittelstreckenraketen aus Europa zu verbannen. Die amerikanischen Mittelstrecken sollten vier Jahre nach dem Doppelbeschluss stationiert werden, wenn die Verhandlungen scheitern. Mit dem 1981 erfolgenden Amtsantritt von RONALD REAGAN (* 1911) steigerte sich die Rhetorik des Kalten Krieges enorm. Die Ankündigung von SDI (Strategic Defense Initiative/ „Star Wars“) führte zur Ankurbelung des Wettrüstens. Zwar war das verkündete absolute Ziel von SDI illusionär, aber die Sowjetführer, die immer noch vom Trauma des deutschen Angriffs gegen ihr Land im Jahre 1941 beeinflusst waren, ließen sich zu einer ökonomisch unsinnigen Überrüstung verleiten. Die schwedische Akademie der Wissenschaften hatte bereits schlüssig nachgewiesen, dass im Falle eines Atomschlags Verteidigung sinnlos geworden war, da ein nuklearer Erstschlag für die Auslösung eines „nuklearen Winters“ ausreichte. Die Erde wäre durch die radioaktive Verstrahlung und völlige Vereisung der Erdoberfläche unbewohnbar geworden. Unter dieser Voraussetzung hätte die UdSSR viel gelassener auf das Säbelrasseln REAGANS reagieren können.
Die im November 1981 in Genf begonnenen Verhandlungen scheiterten. Der Bundestag beschloss gegen den Protest einer starken Friedensbewegung 1983 mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP die Mittelstreckenraketen-Stationierung. Die Sowjetunion reagierte darauf mit dem Abbruch der Abrüstungsverhandlungen. Eine „neue Eiszeit“ drohte.
In den 1980er-Jahren traten in mehreren Ländern des Ostblocks ernsthafte ökonomische und politische Krisenerscheinungen zu Tage, die sich in der Stagnation und im Rückgang des Nationaleinkommens zeigten und in nationalen und sozialen Konflikten entluden. (Kriegsrecht in Polen 1981, Demonstrationen in den baltischen Ländern und in Rumänien).


6. Phase 1987 bis 1991: KPdSU-Generalsekretär MICHAIL GORBATSCHOW entschloss sich 1987 zu einer Reformpolitik (Perestroika, Glasnost), die den weiteren Bestand der UdSSR als Supermacht sichern sollte. Unter den gegebenen Umständen beschleunigte jedoch seine Politik den Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Ost- und Mitteleuropa und das Auseinanderbrechen der UdSSR (1989–1991). Nach dem Mauerfall am 9. November 1989 in Berlin eröffnete sich die Chance für die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands.
Der von der Volkskammer und dem Bundestag verabschiedete Einigungsvertrag ebnete den Weg zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990. Der „2-plus 4“ -Vertrag gewährte nach der Ratifikation durch die jeweiligen Parlamente Deutschland die volle Souveränität.
Die Abrüstungsverhandlungen brachten in der Ära GORBATSCHOWS tatsächliche Resultate. 1987 wurde der INF (Intermediate Nuclear Forces)-Vertrag unterzeichnet. 1990 folgte der KSZE-Vertrag über die (konventionelle) Abrüstung. 1991 löste sich der Warschauer Vertrag auf. Die ideologische Auseinandersetzung, die schon lange in den Hintergrund getreten war, erlosch mit der Auflösung des Ostblocks. Damit endeten der Ost-West-Konflikt sowie der Kalte Krieg. Die Bipolarität der Weltordnung war überwunden worden.

© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim und DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. www.schuelerlexikon.de


Viele Grüße
Josef

Bezug
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